15. Juli 2016, 17:03
Anfang Juni wurde ich nach Xi'an (China) eingeladen, um dort an einem TEDx Gespräch teilzunehmen. Der Titel meiner Präsentation – die nicht länger als 18 Minuten sein durfte – lautete "Animal Welfare through People Welfare – a perfect synergy of intelligent intimacy" (Tierwohl durch Menschenwohl – perfekte Synergie durch intelligente Vertrautheit). Das Thema beschreibt die wunderbare Verbindung zwischen Menschen und Hunden. Außerdem beinhaltet der Vortrag einen Aufruf, über die Grausamkeit und barbarische Behandlung nachzudenken, die Menschen oft Hunden gegenüber an den Tag legen.
Ein Beispiel dafür ist Tuffy. Ein hübscher, gerade einmal sechs Wochen alter Welpe, der in der tierärztlichen Krankenstation unseres chinesischen Bärenrettungszentrums in Chengdu abgegeben wurde, nachdem er für das Verbrechen bestraft worden war, das Mobiltelefon seines Besitzers angenagt zu haben. Tuffy wurde mit kochendem Wasser übergossen und direkt aus dem vierten Stock auf den harten Betonboden geworfen. Winselnd und fast Tod lag der kleine Welpe da, bis sich eine Frau erbarmte und ihn vor unserer Tür abgab.
Wie durch ein Wunder überlebte Tuffy. Er lebt nun mit seiner wunderbaren chinesischen Retterin zusammen, die ihn liebt und verwöhnt.
Ein weiterer erwähnter Hund ist Muppet. Muppet zählt zu den Tausenden Hunden, die – nachdem sie einfach von der Straße oder ihren liebenden Familien weggestohlen wurden – auf den chinesischen Fleischmärkten landen.
Um all diese Schrecken zu kontrastieren, hob der Vortrag den großen Erfolg unseres Dr.-Dog- und Professor-Pfote-Programms hervor. Dabei erfreuen Hunde Krankenhauspatienten in China und „erziehen” Kinder in lokalen Schulen.
Die zu vermittelnde Botschaft ist klar: Auf der einen Seite genießen wir die Gesellschaft eines Tieres, welches uns bedingungslose Liebe entgegenbringt. Wir feiern eine Spezies, die ihr Leben lebt – und teilweise sogar verliert – um uns zu helfen; eine Art, die mit Ärzten zusammenarbeitet und mit ihrem unglaublich sensiblen Geruchssinn Krankheiten wie Krebs ermittelt. Auf der anderen Seite behandeln wir diese Tiere verabscheuungswürdig schlecht.
Direkt vor meiner Präsentation erfolgte jene durch Chen Yan. Frau Chen ist blind und wurde daher von ihrem Assistenzhund Jenny begleitet, der den ganzen Vortrag über nicht von ihrer Seite wich. Frau Chen betonte die fürsorgliche und verzeihende Natur von Hunden und erzählte eindrücklich von ihrem Kampf, um Jenny in der Beijinger U-Bahn bei sich behalten zu dürfen.
Der Zuhörerschaft standen Tränen in den Augen, als Frau Chen davon erzählte, wie sie immer und immer wieder von den Bahnverantwortlichen zurückgewiesen wurde und gezwungen war, alternative Wege zu finden.
Unglaublicherweise musste sie ähnliche Erfahrungen in Xi'an machen. Das Westin Hotel, in dem sie für ihren Aufenthalt eingebucht waren, hieß sowohl sie als auch ihren Hund herzlich willkommen – so weit, so gut. Als beide jedoch am Abend in das lokale Restaurant Wei Jia Liang Pi wollten, wurden sie abgewiesen – obwohl Frau Chen den Vorsitz der Blindenvereinigung vom Dongcheng Distrik in Bejing (Beijing Dongcheng District Blind Association) innehat, obwohl sie die Sponsorin der Kampagne "Barrierefreies geleit für Blindenführhunde"
("Let guide dogs pass without discrimination") ist, obwohl sie an der Eröffnungszeremonie der 13. Paralympischen Spiele in Beijing beteiligt war und obwohl andere lokale Restaurants sich ebenfalls gegen die rüde Behandlung des Wei Jia Liang Pi aussprachen.
Sowohl Jane Zhao, Mitglied des Animals Asia Erziehungsdepartments, als auch ich waren schockiert. Jane kontaktierte das Restaurant umgehend, um eine förmliche Beschwerde einzureichen. Ihre pragmatische und diplomatische Haltung bewog den Restaurantinhaber letztendlich nicht nur einzulenken, sondern er versprach zudem, dass allen führenden Mitarbeiter ein Training absolvieren müssten, um künftig angemessen mit Rehabilitationshunden im Restaurant umzugehen.
Ermutigt machte sich Frau Chen an diesem Abend gemeinsam mit Jenny zurück auf den Weg nach Beijing. Sie und ihr hübscher schwarzer Labrador hatten einen kleinen aber bedeutenden Sieg errungen.
Die TEDx Gespräche werden bald ausgestrahlt. Sicher wird Frau Chens Geschichte und Mut noch viele weitere Menschen in China zu Tränen rühren. Ich bedanke mich bei dieser führsorglichen Tierfreundin ebenso wie bei Jane, die mit Fingerspitzengefühl und guten Argumenten ein Restaurant dazu bewog, seine Einstellung gegenüber Rehabilitationshunden nicht nur zu überdenken, sondern diese Tiere als Helfer anzuerkennen und künftig freudig zu begrüßen.
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