27. Mai 2016, 20:27
Der Tag an dem Quantock in unserem Rettungszentrum eintraf, ist unauslöschlich in die Herzen all jener eingebrannt, die ihn damals sahen.
Als er vor fast 13 Jahren mit dem Transporter ankam, schnappten alle im Team hörbar nach Luft. Wir bekamen einen Bären zu Gesicht, der tief verzweifelt aus seinem Käfig starrte: Fell, Haut und die halbe Nase fehlten.
Die Qualen und Schmerzen auf der Gallefarm müssen so groß gewesen sein, dass er vor lauter Verzweiflung offensichtlich begonnen hatte seinen Kopf immerzu gegen die Gitterstäbe zu reiben, bis in seinem Gesicht das rohe Fleisch blank lag.
Wir gaben ihm den Spitznamen „Nose”
Nose zeigte schnell eine Obsession für Futter – und fast ebenso schnell lernten wir, ihn als ersten zu füttern. Denn er begann, stets in wilder Vorfreude gewalttätig an seinen Gitterstäben zu rütteln. Es schien als könne er sich nur bei einer vollen Futterschüssel seines Stresses und seiner Angstgefühle entledigen. Weder ein einzelnes Reiskorn noch das klitzekleinste Stück Orangehaut blieb zurück. Dabei wirkte es fast so, als müsse er für ganz China essen – und dennoch wurde er nicht satt.
Als er zu verstehen begann, dass nicht jede Mahlzeit seine letzte sein würde, fing er an, sich für Spielzeug zu interessieren. Eine besondere Vorliebe hegte er für Gummi-Kongs – insbesondere, wenn sie mit Erdnussbutter oder Marmelade gefüllt waren. Nachdem Quantock sie restlos ausgeschleckt hatte, startete er damit, sie wild in seinem Käfig umherzuwerfen. So sahen seine ersten Spielversuche bei uns aus.
Nose wurde früh von Lee Gibbins und der Mondbärenrettungsgruppe in Somerset (UK) adoptiert. Sie gaben ihm den neuen Namen Quantock, nach der wunderschönen Hügellandschaft in der Lees und Eriks Zuhause liegt.
Selbstverständlich wurde Quantock von unserem tiermedizinischen Team nach seiner Ankunft priorisiert. Er hatte eine größere Abdominal-OP: Zum einen um seine beschädigte Gallenblase zu entfernen, zum anderen da er einen beträchtlichen Leistenbruch aufwies. Um diesen operativ zu beheben, flog der Spezialist Professor Dick White aus Großbritannien ein.
Nachdem Quantock alle Behandlungen hinter sich und immer eifrig seine mit Medikamenten angereicherten Fruchtsäfte geschlürft hat, lebt er jetzt gemeinsam mit seinen besten Freunden Dick und Western Super Bear in Haus sechs.
Über all die Jahre hinweg verlor er nie seine Obsession für Futter. Daher freuten wir uns besonders als Lee einige Extraspenden speziell für Leckereien an uns übermittelte. Quantock genoss die damit verbundenen Snacks aus getrockneten Mangos, die unser Team überall in seinem Gehege verteilte.
Per Foto perfekt portraitiert: Die schönsten Momente wie Quantock glücklich in den einfachen Freuden des Lebens schwelgt, hat Saladin bildhaft für uns festgehalten.
Wir bedanken uns herzlich bei Lee und Eric sowie bei allen Mitgliedern der Somerset-Gruppe für ihre liebevolle Hingabe an Quantock und all unsere anderen Bären.
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