19. Juni 2015, 17:30
Als wir im Jahre 2000 mit dem Bau des Bären-Rettungszentrums in Chengdu, China, begannen, stach ein Tag besonders hervor. Es war der Tag, als Boris, unser Projekt Direktor, und ich am späten Nachmittag gerade auf dem Weg zurück in unsere Unterbringung waren und wir auf jemanden stießen, der auf etwas in einem Sack einschlug, das offensichtlich noch am Leben war und schrie.
Boris forderte den Mann auf, von dem wir glaubten, er hätte Welpen in dem Beutel, damit aufzuhören und bot etwas Geld an, um die Opfer sofort zu retten. Der Mann hatte begonnen, den zappelnden Beutel auf den hinteren Teil eines Motorrads zu binden und war sicher auf dem Weg zu einem Markt oder Restaurant, um das zu verkaufen, das zwangsläufig gerade Prellungen und Quetschungen im Inneren des Beutels erlitten hatte. Als er mit dem Geld einverstanden war, ließ er uns mit dem Sack allein, welchen wir zu unserem ansässigen Tierarzt brachten. Der, so nahmen wir an, würde die leidenden Welpen auf humane Weise einschläfern.
Als wir vorsichtig den Beutel öffneten, um die Lage beurteilen zu können, war das, was da ins Tageslicht krabbelte, ein junger verängstigter Hund: Zerschrammt, blutend, aber sehr lebendig. "Sack" fuhr fort mit uns für die nächsten 14 Jahre zu leben, nachdem er knapp einem grausamen und brutalen Tod entgangen war.
Sack hatte nicht gewusst, wie viel Glück er gehabt hatte. Seit den letzten 15 Jahren wurden zahlreiche Hunde unserer Mitarbeiter und der lokalen Dorfbevölkerung gestohlen. Dies löst eine unfassbare Trauer und Schmerz bei den Besitzern und bei allen, die die Hunde kannten und liebten, aus.
2009 fingen, wie durch ein Wunder, unsere Überwachungskameras ein Nummernschild eines Lieferwagens ein, der vom Zentrum wegdüste und gerade erst wieder einen Hund gefangen hatte. Wir konnten die lokale Polizei alamieren und sie halfen uns, Märkte und Schlachthäuser abzusuchen, bis der Glückspilz, Da Huang hieß der Hund, gefunden wurde. Dies war erneut ein Hund, der unseren Mitarbeitern gehörte und seine Zeit der liebevollen Zuwendung genossen hatte bis er brutal gestohlen wurde - aber nun zum Glück wieder Zuhause ist.
Tragischerweise hielt dies jedoch nicht lange an, denn 2014 wurde Da Huang wieder gestohlen. Dieses Mal waren die Nummernschilder gefälscht und wir sahen ihn, trotz der erneuten, freundlichen Hilfe der lokalen Polizei, nie wieder.
Ich bin mir nicht sicher, wie viele Jahre die kleine Bug in ihrer gelben Hundehütte vor unserem Häuschen des Sicherheitsdienstes geschlafen hatte. Aber jeder Tag, an dem ich ihre lustige goldene Form, den wedelnden Schwanz, ihr Stand auf zwei Beinen und ihr berühmtes zwei-Pfoten-Zuwinken, wann immer wir auftauchten, sah, brachte Freude. Unschuldig, liebevoll und liebenswert - so war unsere Bug. ToZhai und Muppet, beides gerettete Hunde, die ebenfalls "Fleischlieferanten" hätten werden sollen, grüßten sie auch immer. ToZhai war dabei immer etwas vorsichtig und, wenn ich ehrlich bin, mehr an ihrer Futterschüssel interessiert und prüfte, ob sie etwas übrig gelassen hatte, was sich zu Stehlen lohnen würde. Aber der kleinen Bug machte es nichts aus und saß glücklich da, während sie und ihr Mittagessen gründlich beschnüffelt wurden.
Diese Woche verschwand Bug. Ihre Besitzer waren mit ihr spazieren, ließen sie für einige Sekunden von der Leine und sie lief ausgelassen die Straße entlang - bevor sie für immer verschwand. So ein Verhalten war total ungewöhnlich für Bug. Selbst wenn sie, wie so oft, ohne Leine entwischte, hielt sie sich immer beim Sicherheitstor auf und war sich sicher, viele Streicheleinheiten von unseren Mitarbeitern einzuheimsen, die jeden Tag durch das Tor zum Zentrum ein- und ausgingen. Dieses freundliche Wesen wurde ihr zum Verhängnis und selbst ihre Hundehütte "Safely" neben unserem Häuschen des Sicherheitsdienstes konnte sie nicht vor dem Gelegenheitshundefleischhändler schützen. Er muss die Routine der Besitzer ganz genau gekannt haben und ergriff seine Chance, als sie sie spazieren führten.
In derselben Woche sagte ein weiterer Anwohner, dass sein Hund ebenfalls verschwunden sei - und wieder einmal herrschte eine bedrückte Stimmung in unserem Dorf, als wir uns eingestehen mussten, dass wir diese freundlichen Hunde nie wieder sehen würden.
Ironischerweise veröffentlichte in derselben Woche unser Team des Katzen- und Hundeschutzprogrammes die Ergebnisse unserer jahrelangen Nachforschungen zum Handel mit Hundefleisch. Diese Ergebnisse lieferten eindeutige Beweise, dass die Mehrheit der Hunde, die ihren Weg auf den Teller finden, Straßenhunde sind, die von den Straßen genommen wurden oder geliebte Haustiere waren, die gestohlen worden sind.
Längst gehören die "Hundefarmen" der Vergangenheit an, die wir damals miterlebten und auf den Hunde unter barbarischen und grausamen Zuständen gehalten wurden. Es waren schreckliche, heruntergekommene Orte, die von Krankheit und Leiden erfüllt waren, denn die Besitzer wollten so wenig wie möglich in Futter und die Erhaltung der Gebäude investieren. So ignorierten sie auch für den Profit jede Form von Impfungen. Kein Wunder also, dass diese Farmen verschwanden und von einem billigeren System ersetzt wurde, dass den Konsumenten mit Hundefleisch versorgt - indem sie nämlich einfach gestohlen werden.
Über viele Jahre hinweg wurden, so belegen es unsere Nachforschungen über die Märkte, Schlachthäuser, Restaurants und jeder weiteren Komponente dieses abstoßenden Schwarzmarkts in China, geliebte tierische Familienmitglieder entweder mit einer Armbrust erschossen oder mit Cyanid oder anderem vergiftet. Oder sie wurden am hellichten Tag in weniger als 20 Sekunden professionel eingefangen
Aufgrund der ansteigenden Anzahl von Menschen, die dem Verzehr von Hunden (und Katzen) in China den Rücken zuwenden, haben die Authoritäten einer Stadt, in der jährlich ein großes Hunde und Litschi Festival während des Sommers stattfindet, sich von der Unterstützung eines solchen Events abgewendet. Diese Authoriteten bringen Beamte davon ab, an dem Festival teilzunehmen und unterbinden das Bewerben von Hundefleisch in den Resataurants. Sie sind unter der wachsenden Anzahl an Beamten, denen zunehmend nicht nur die Diebstähle Sorgen bereiten, sondern auch die Gefahr der Tollwut und andere Krankheiten, die der Transport von kranken, eingepferchten Hunden über die Grenze Chinas mit sich bringt.
Besitzer und Dorfbewohner kämpfen auch verstärkt gegen den Diebstahl ihrer Tiere. Es gibt reichlich Geschichten von Bürgerwehrgruppen, die die Sache nun selbst in die Hand nehmen und diejenigen, die für den Diebstahl ihrer Hunde zuständig sind, verprügeln. Gerade in dieser Woche wurde berichtet, dass Diebe in der Hunan Provinz neun Stunden lang verprügelt wurden von Menschen, die nicht mehr länger tatenlos zugucken wollen, wie ihre vierbeinigen Familienmitglieder umgebracht werden. Sie hängten die toten Hunde um die Hälse der Diebe und platzierten dabei die Hinterteile der Hunde in den Gesichtern der Diebe. Die Dorfbewohner forderten damit eine Entschädigung für die genommenen Leben der geliebten Haustiere.
Wir werden nie erfahren, wie sehr Bug litt, oder für wie lange. Und ich bezweifle, dass diejenigen, die für den Terror und die Quälerei ihrer letzten Stunden verantwortlich sind, sich ihrer Taten schämen. Aber ich hoffe so sehr, dass ihre Geschichte und die der jährlich vielen Millionen gestohlenen anderen die Leute anstiftet, endlich etwas dagegen zu unternehmen.
Den Handel zu kontrollieren ist der FALSCHE Ansatz, solange man Hunde gratis stehlen kann. Es würde auch die Arbeit von Gruppen in anderen Ländern und in den Regionen Asiens, wie Singapur, Taiwan, Hong Kong, Philippinen und Thailand, untergraben, die die Regierungen überzeugen konnten, den Handel mit Hunden zu verbieten. Es würde auch den Fortschritt von über 150 Gruppen in China unterwandern, die eng mit den Behörden an einem Verbot zusammenarbeiten.
Die einzige Aktion, die eine Auswirkung haben kann, wäre ein Stopp der Industrie, die jahrelang, zum Bedauern von Tierliebhabern im ganzen Land, überdauern konnte. Und zum Leidwesen der unschuldigen Opfer, die den Terror und die Folter erleiden mussten, da ihr freundliches Gemüt und ihre Menschliebe ihnen zum Verhängnis wurden.
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