26. November 2014, 22:31
"Every man and every living creature has the sacred right to the gladness of spring." Leo Tolstoy
"Jeder Mensch und jedes Lebewesen hat das heilige Recht auf die Freuden des Frühlings"
Wann auch immer ich mein Lieblingszitat verwende, kommen mir Bilder von Oliver ins Gedächtnis. Seine Liebe zum Frühling schien die ganze Schönheit dieser Jahreszeit zu umfassen. Ich wurde nicht müde, ihn dabei zu beobachten, wie er durch sein geliebtes Gehege schlurft, sich von der Nase durch die Gänseblümchen führen lässt, beherzt in den noch kalten Pool eintaucht und einem vorbeifliegenden Schmetterling nach schaut.
Sogar, wenn man ihm beim Schlafen zusah, war er ganz und gar ein Bär, wie er im Buche steht. Wie er da zufrieden im Gras lag, glückselig und ahnungslos, dass so nah bei ihm ein Herz vor Liebe zu diesem tapferen und mächtigen Bären fast überlief.
Versteht mich nicht falsch, Oliver war keinesfalls perfekt, er hatte ganz entschieden seine schwierigen Seiten. Er schlug zornig mit der Tatze nach denen, die sehr geduldig versuchten seine Wunden mit notwendigen Mitteln zu besprühen, oder er grummelte verärgert, wenn ein angebotener Leckerbissen nicht ganz seinem Geschmack entsprach.
Aber, oh je, wie wir ihn liebten – und wie ihn jeder der ihn sah lieben musste. Wir wären reich, wenn wir für jeden Seufzer oder Schluchzer der Besucher, einen Cent bekommen hätten. Mit hilflosem Kummer sahen sie zu ihm hinunter, wenn er durch seine Behinderungen fast roboterhaft durch das Gehege ging, und alle dachten an die 30 Jahre, die er in einem menschengemachten Gefängnis litt. 30 Jahre, in denen Lebensgeschichte vorüber ging, Kinder wurden geboren und wuchsen auf, Schulzeit, Universität, Hochzeiten, Enkelkinder und über diese lange Zeit hinweg, wurde Oliver in seinem engen Käfig alt.
So hart es auch klingen mag, aber ich bin dem Farmer dankbar, der ihn schließlich aufgab. Die Armut seiner Familie war allgegenwärtig, an dem denkwürdigen Tag im April 2010, an dem wir Oliver und 9 andere Bären befreiten. Es ist nicht leicht, Olivers verschwendete Jahre zu verzeihen, unerträgliche 262.800 Stunden Schmerzen und Trübsal. Aber wir müssen vergeben, wenn wir bedenken, dass Olivers Rettung und seine verbliebene Zeit in der Sonne zu einem Symbol dafür wurde, was für die Bären, die noch in Gefangenschaft sind, erreicht werden kann, wenn Mitgefühl und Gerechtigkeit siegen.
An die Farmer in China mit einem eigenen Oliver - und niemand weiß wirklich, wie viele ihr seid. Könnt ihr mit gutem Gewissen über die letzten Jahre eurer Bären sprechen? Sagt euch euer Herz nicht, ihr solltet es Mr. Yan in Nanning gleichtun, der sich kürzlich dazu entschied, dass seine Bären eine echte Erlösung finden sollten, während wir in den kommenden Jahren seine Bärenfarm von einem Ort des Grauens in einen Ort des Friedens umwandeln?
Oliver ruht nun nicht weit von dem Ort, an dem er fünf Mal Frühling und Sommer erleben durfte. Ich stelle mir vor, wie er nun, frei von Schmerzen und mit beweglichen Gliedern, mit Chu Chu, Andrew und anderen Freunden, durch seine letzte Zuflucht im Himmel tollt. Jeder Neumond wird heller strahlen, wenn wir an seinen letzten Abschied denken. Die Worte auf seinem Grab sind an alle Bären gerichtet, die noch in Gefangenschaft leben:
"Please look upon the others and give them promise of hope soon, and tell them to be patient, and proudly wear the moon".
"Gib anderen auch die Hoffnung, dass sich das Warten lohnt, und trag mit Stolz und Würde du deinen Sichelmond."
Und, von den Worten Tolstois begleitet, bedanken wir uns stolz, Oliver, für diese kurzen, aber endlos wertvollen Jahre, während der wir an deiner Würde und deiner Freude an der Freiheit teilhaben durften. Sei dir gewiss, dass wir dich niemals vergessen werden... unser schöner, gebrochener Bär.
Weihnachtsspaß in unseren Rettungszentren
Dezember 19, 2024
Tierquälerei im Tourismus muss ein Ende haben – es ist höchste Zeit für #ReisenMitFreundlichkeit
Juli 23, 2024
Juni 06, 2024
Februar 15, 2024