Kurz gesagt – nein. Doch wer genau hinsieht hat vielleicht bemerkt, dass auf Bildern unserer Bären oft ein Stück Fell zu fehlen scheint. Doch sie werden nicht kahl und es ist auch keine Krankheit. Es hat im Gegenteil, etwas mit ihrer Gesundheit zu tun. Wir sprachen mit unseren Tierärzten darüber um zu erfahren, was genau dahinter steckt.
Alle zwei Jahre werden unsere Bären in China und Vietnam einem Gesundheitscheck unterzogen.
Für die ehemaligen Gallebären sind solche regelmäßigen Gesundheitschecks sehr notwendig, da sie an einer Vielzahl von schwächenden Krankheiten leiden.
Joost Philippa, Leitender Tierarzt im Rettungszentrum von Animals Asia in Vietnam:
„Im Idealfall findet man nichts. Doch alles ist möglich. Wie alle Wildtiere verstecken Bären ihre Symptome sehr gut. Das ist eine Überlebensstrategie. Darum kann manches erst durch eine direkte Untersuchung unter Narkose gefunden werden.“
Um an die Haut unter dem dicken Fell zu kommen, muss ein Stück davon abrasiert werden. Bei einem Check geschieht dies normalerweise am Hals, am Bauch und am Arm.
Joost erklärt:
„Wir rasieren am Arm damit wir während der Narkose vorbeugend Flüssigkeiten intravenös verabreichen können. Damit können wir Bluthochdruck bekämpfen, der durch Stress für das Herz und andere Organe während der Narkose ausgelöst werden kann.“
„Der Hals wird rasiert um größere Mengen an Blut zu entnehmen. Wir testen es nach verschiedenen Parametern und speichern es als Referenz für die Zukunft und zur Untersuchung von Krankheiten. Das Fell muss rasiert werden, damit wir die Vene finden und damit die Haut zuvor richtig desinfiziert werden kann.“
„Am Bauch rasieren wir für eine genaue Ultraschall Untersuchung. Bei vielen Bären, denen man den Gallensaft abgezapft hat, findet man irgendwann einmal Tumore. Besonders in der Leber.“
„Manchmal ist es möglich ein Bild zu erhalten ohne dass zuerst rasiert werden muss. Doch die Qualität der Bilder ist besser, wenn wir rasieren. Da wir auf der Suche nach kleinen Veränderungen an den Organen im Bauch sind, die auf einen möglichen Tumor hindeuten, rasieren wir das Fell um solche Veränderungen so früh wie möglich zu entdecken.“
Die vielen Jahre in einem Käfig und die Gallensaftentnahme führen zu Krankheiten wie Tumoren, Arthritis und Bluthochdruck. Ein Gesundheitscheck ist noch umfangreicher.
Joost Philippa:
„Wir untersuchen die Augen, Zähne, Gelenke und Knochen. Die Blutwerte, den Zustand der Haut, den Urin, die Herzfunktion. Wir hören die Lunge, das Herz und den Bauchraum ab. Dazu tasten wir den Bauch ab oder untersuchen ihn per Ultraschall um Abnormitäten zu entdecken. Also ein sehr umfassender Check.“
Wie beim Check von Ti Maps Rettung, bedeutet eine Narkose auch immer ein Risiko. Daher machen wir bei jüngeren Bären, die beschlagnahmt wurden, bevor bei ihnen Gallensaft abgezapft wurde, nicht alle zwei Jahre einen Gesundheitscheck.
Die Medikamente werden schon jahrelang bei Bären eingesetzt und sind sicher. Doch es kann immer einen unbekannten Gesundheitszustand bei einem Bären geben oder er reagiert sensibel auf ein Medikament.
Jill Robinson MBE, Gründerin und CEO von Animals Asia:
„Wir haben uns sehr daran gewöhnt, Bären mit kahlen Stellen im Fell zu sehen. Für uns ist das ein positives Zeichen dass man sich um sie kümmert und dass sie vor kurzem auf alle möglichen Krankheiten untersucht wurden. Wenn wir einen Bären sehen, der seinen kahlen Bauch zufrieden in der Sonne wärmt, wärmt es uns das Herz. Und das Fell wächst bald wieder nach.“