Animals Asia wendet sich an Touristen aus dem Westen, die in ihrer Suche nach Abenteuern den grausamen Missbrauch von Wildtieren in Vietnam befeuern.
Die im Tierschutz engagierte NGO hat Infoblätter produziert, um sie im Rahmen der Kampagne zur Einschränkung der Grausamkeiten an Tieren an ausländische Besucher in den Touristenzentren Vietnams zu verteilen. Damit soll auch sichergestellt werden, dass die Anstrengungen gegen die Verwendung von Tierprodukten für medizinische Zwecke nicht unterlaufen werden.
Der Film ‚The Beach‘ mit Leonardo di Caprio, nach dem gleichnamigen Bestseller, hat das Trinken von Schlangenblut und den Verzehr eines „noch schlagenden Herzens“ als Initiationsritus bei Rucksacktouristen populär gemacht. Seitdem wurde für eine wachsende Zahl von Touristen bei ihren Reisen nach Nordvietnam der Besuch des notorischen Schlangendorfs obligatorisch.
Junge Rucksacktouristen trinken dort Schlangenblut oder Gallenlikör und schlucken die Herzen verschiedener Schlangenarten, die von den Angestellten vor ihren Augen getötet und ausgenommen werden. Das wurde so populär, dass viele der Absteigen für Rucksacktouristen in Hanoi für ihre Kunden solche Ausflüge organisieren und behaupten, Schlangenblut und Gallenlikör steigere die Männlichkeit.
Es ist sehr schwer, gezüchtete Schlangen von wilden Schlangen zu unterscheiden und daher sind die Behauptungen der Restaurants nicht nachprüfbar. Berichte lassen vermuten, dass wilde, gefährdete Schlangenarten und andere bedrohte Tierarten ebenso verkauft werden, wie gezüchtete Tiere.
Oft wurden den im Schlangendorf verwendeten Schlangen die Giftdrüsen entfernt. Meist ohne sie zu betäuben und unter nicht sterilen Bedingungen. Das kann auch zu chronischen Entzündungen, großen Schmerzen und zum Tod führen.
Daneben ist der Verzehr von Schlangen sehr riskant für die menschliche Gesundheit. Alle Reptilien tragen Salmonellen in sich, die beim Verzehr des rohen Fleisches übertragen werden können. Schlangenwein wird hergestellt, indem die Schlangen in Reiswein oder Alkohol aus Getreide getaucht werden. Dieser Wein wird als Mittel gegen zahlreiche Krankheiten verkauft. Von Rheumatismus bis Impotenz. Es gibt keinen Nachweis der Wirksamkeit. Um Geld zu sparen, nutzen die Hersteller dafür oft Äthanol oder sogar Formaldehyd. Sehr gefährlich für die menschliche Gesundheit.
Damit die Besucher die Informationen für ihre Entscheidung bekommen, ob sie wirklich an einem solchen Ritual teilnehmen möchten, hat Animals Asia ein Infoblatt produziert, speziell für junge westliche Touristen auf der Suche nach dem Kick. Diese Flyer wurden an Busstationen, in Hotels und Reisebüros ausgelegt, die oft von Rucksacktouristen besucht werden.
Der Text, auf Vietnamesisch und Englisch, bittet den Leser, keine Schlangenherzen oder Schlangenblut und Gallenlikör zu verzehren oder eine Schlangenfarm zu besuchen. Weiter werden die Touristen auch vor den traditionellen Hahnenkämpfen oder dem Besuch von Tierschauen gewarnt.
Nguyen Tam Thanh, zuständig für Tierschutz bei Animals Asia:
„Viele junge Touristen kommen nach Vietnam mit der Ansicht, dass diese Dinge Teil der vietnamesischen Kultur sind. Doch dies gehört nicht zum modernen Vietnam und dass solche Rituale weiter bestehen, ist hauptsächlich auf den Tourismus zurückzuführen.“
David Neale, Direktor Tierschutz bei Animals Asia:
„Wer dies den Touristen als Kultur Vietnam verkauft, tut dem Land einen schlechten Dienst. Mit unserer Arbeit kämpfen wir hart für ein Ende der Bärengallefarmen und den damit verbundenen Grausamkeiten. Touristen und Tourismusorganisationen, die für den Konsum von Galle – in welcher Form auch immer – bezahlen, untergraben diese Kampagne. Wir verstehen die Ärzte der Traditionellen Medizin, die wir ermuntern, statt Galle pflanzliche Alternativen zu verwenden. Doch für Besucher die Schlangengalle als „Extrem-Esser“ verzehren oder das als Schauergeschichte von ihrer Reise für Freunde nutzen, haben wir keine Sympathie. Wir hoffen, dass unsere Informationen die Besucher dazu bringen, nochmals darüber nachzudenken. Von dem, was sie als angebliche Kultur kaufen, profitieren Organisationen, die Geld mit Grausamkeiten verdienen.“